Eventreihe «Gesunde Lehre» und Pilotprojekt für Coiffeur-Salons
Tätigkeitsbericht Stiftung Artisana 2024
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Betriebliche Gesundheit im Zentrum der Aktivitäten
Im Fokus der Aktivitäten der Stiftung Artisana, welche dem Gemeinwohl verpflichtet ist, steht die Unterstützung von KMU der Branchen Bau, Handwerk, Gewerbe und Produktion im Thema Betriebliche Gesundheit. Die Aktivitäten in diesem Bereich können auf drei Säulen verteilt werden: Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz (1. Säule), Gesundheitsförderung (2. Säule) und Absenzen- und Case Management sowie Reintegration (3. Säule). Der Artisana ist es wichtig, KMU aufzuzeigen, dass Aktivitäten im Bereich Betriebliche Gesundheit eng verzahnt sind mit den ganz grundlegenden Kerntätigkeiten eines Betriebs. Es geht also nicht primär um spezifische Sonderprojekte, sondern z.B. um effiziente Arbeitsorganisation, partizipative Führung und eine motivierende Betriebskultur. Nachfolgend finden sich einige ausgewählte Beispiele der Aktivitäten im Jahr 2024.
Die Basis der Stiftungsaktivitäten wurde von den fünf Mitgliedern des Stiftungsrats sowie von Vizepräsident und Präsident gelegt. Die Stiftungsrätinnen und Stiftungsräte tagten im Jahr 2024 an sechs ordentlichen und zwei ausserordentlichen Sitzungen, nahmen an diversen weiteren Aktivitäten teil und betätigten sich zudem in ihrem jeweiligen Umfeld als Botschafterinnen und Botschafter der Stiftung.
Ende 2024 trat Josef Lindegger aus dem Stiftungsrat aus. Seine Verabschiedung fand in seiner Heimat Luzern mit einer Würdigung seines langjährigen Engagements für die Artisana statt.
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Eventreihe «Gesunde Lehre» und Pilotprojekt für Coiffeur-Salons
Zentrales Anliegen der Stiftung ist es, die Vernetzung und den branchenübergreifenden Austausch zwischen Betriebsverantwortlichen sowie weiteren Fachpersonen zu fördern, so dass Interessierte voneinander lernen und von guten Ideen profitieren können. Mit diesem Ziel fand 2024 eine Event-Reihe mit drei online KMU-Talks und einem Netzwerkanlass zum Thema «Gesunde Lehre» statt.
Eventreihe «Gesunde Lehre»
An den drei KMU-Talks #4 bis #6 berichteten jeweils eine Lernende bzw. ein Lernender sowie diverse Fachpersonen über den Umgang mit den verschiedenen Spannungsfeldern zwischen «Motivation und Frustration», «Partizipation und Integration» sowie «Emotion und Kondition» während der Lehre. Ziel war, dass die zahlreichen teilnehmenden Berufsbildenden und KMU-Verantwortlichen viele konkrete Tipps und Überlegungen für die eigene Praxis mitnehmen können.
Im Vorfeld der Verleihung des Artisana-Awards fand zudem erneut der Netzwerkanlass der Stiftung Artisana statt. Die drei Referierenden Esther Siegenthaler (Geschäftsinhaberin gardyland – Leben mit Blumen sowie WorldSkills-Expertin), Yunus Ruff (Automationsentwickler und Goldgewinner der Swiss-, Euro- und WorldSkills) sowie Monika Wicki-Hess (ehem. Skiweltcup-Rennfahrerin und Mentalcoach) inspirierten die anwesenden KMU- und Verbandsverantwortlichen mit ihren Inputs zum Thema «Gesunde Lehre – Zwischen Perfektion und Illusion». Nach einem vertiefenden Podiumsgespräch kam auch der gesellige Teil und das Netzwerken der rund 40 anwesenden Teilnehmenden nicht zu kurz.
Monika Wicki-Hess – Mentaltrainerin unter anderem von Marco Odermatt – während ihres Inputreferats am Netzwerkanlass
Standortbestimmungen
Ein weiteres Angebot der Artisana sind kostenlose Standortbestimmungen. Interessierte KMU haben die Möglichkeit, in einem Beratungsgespräch die zentralen Stärken und Ressourcen sowie Entwicklungspotenziale im Bereich Betriebliche Gesundheit zu identifizieren. Im Jahr 2024 wurden 14 Standortbestimmungen – teilweise in Zusammenarbeit mit dem Forum BGM Bern-Solothurn – durchgeführt. Die im Nachgang bei den teilnehmenden Betrieben durchgeführte anonyme Befragung zeigte hohe Zufriedenheitswerte. Anlässlich des Einstiegs der Artisana beim Forum BGM Bern-Solothurn Ende 2023 wurden zudem drei Forums-Mitgliedschaften an KMU verschenkt.
«Wir stehen besser da, als es uns manchmal erscheint. Bereits heute setzen wir viele Massnahmen zum Gesundheitsschutz und zur Unfallverhütung um. Dennoch möchten wir unser Engagement weiter verstärken. Dazu starten wir gezielte Kampagnen zur Verhinderung von Nichtberufsunfällen.»
Antwort KMU-Verantwortlicher auf die Frage, was bei der Standortbestimmung besonders hilfreich war.
Pilotprojekt für eine gesunde und attraktive Lehre in Coiffeur-Salons
Im Bereich des Handlungsfeldes Projekt- und Studienförderung wurde – nach einer Pause von 2 Jahren – im Jahr 2024 ein Pilotprojekt im Kanton Zürich zur Förderung mit CHF 50'000 ausgewählt. Das Pilotprojekt richtet sich an die Coiffeur-Branche, die derzeit mit einer hohen Zahl an Lehrvertragsauflösungen und unbesetzten Lehrstellen kämpft – besonders in Klein- und Kleinstbetrieben. Die Generationen Z und Alpha stellen neue Anforderungen an Arbeits- und Lernumgebungen, worauf viele Betriebe noch unzureichend vorbereitet sind. Ziel des Projektteams rund um Ivo Aeschlimann (Inhaber und Geschäftsführer der ghel GmbH) und Coiffure Suisse Kanton Zürich ist es, gemeinsam mit Berufsbildenden und Unternehmensverantwortlichen innovative, gesunde und attraktive Lernumfelder zu schaffen. Im Zentrum stehen kostenlose Workshops mit externen Referierenden sowie der Aufbau eines Peer-Netzwerks zur langfristigen Unterstützung. So sollen Ausbildungsqualität und -quantität verbessert und die mentale sowie physische Gesundheit der Lernenden wie auch der Ausbildenden gefördert werden. Das Pilotprojekt wird neben der Artisana auch durch die Bildungsdirektion des Kantons Zürich sowie Coiffure Suisse Stadt-Zürich finanziert und von der Eidgenössischen Hochschule für Berufsbildung evaluiert. Aus Sicht Artisana interessiert insbesondere auch die Übertragbarkeit des Konzepts auf weitere Branchen.
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Award-Gewinnerin Riedogroup
Im Jahr 2024 wurde zum 21. Mal der mit 10'000 Franken dotierte Gesundheitsförderpreis «Artisana Award» vergeben. Ausgezeichnet wird jeweils ein Unternehmen, das sich seit längerer Zeit und auf vielfältige Art und Weise für das Thema Betriebliche Gesundheit einsetzt. Die Gewinnerin war das Coiffeur-Unternehmen Riedogroup – bestehend aus den beiden Traditionsbetrieben Riedo Coiffure aus dem Kanton Fribourg und Aerni Bern und Interlaken. Gründe, weshalb sich das Unternehmen den Artisana Award 2024 sichern konnte, sind erstens eine innovative Betriebskultur, in der Unternehmertum und Flexibilität gefördert werden. Zweitens ein starkes Team, in dem auf Zusammenhalt und Aus- und Weiterbildung fokussiert wird. Und drittens eine begeisternde Führungs-Crew, die sich durch eine hohe Wertschätzung für sowohl Beruf und Kundschaft als auch für die Mitarbeitenden auszeichnet.
Die festliche Preisverleihung fand am 6.11.24 im Kursaal Bern im Rahmen der Synergy statt, einem Anlass des Schweizerischen Gewerbeverbandes, diesmal zum Thema «swiss made».
Eine Delegation der Riedogroup, des nationalen Branchenverbands Coiffure Suisse sowie der Artisana bei der Award-Verleihung
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Interessenwahrung als Minderheitsaktionärin der Helsana AG
Die Aufgaben als Minderheitsaktionärin der Helsana AG nimmt die Stiftung Artisana in enger Zusammenarbeit mit der Stiftung Fondation Sana (Mehrheitsaktionärin) vor, deren Jubiläum – und damit auch dasjenige der Helsana – im Jahr 2024 gemeinsam gefeiert werden konnte. Ebenfalls erfreulich war die durch die Wahlkommission vorbereitete und von den beiden Stiftungen beschlossene Nomination von Dr. Daniel Liedtke, CEO der Hirslanden-Gruppe, als Nachfolger für den 2025 zurücktretenden Helsana Verwaltungsratspräsidenten Prof. Dr. Dr. Thomas Szucs. Weitere Aktivitäten waren gemeinsame Aktionärsinformationsanlässe und eine Weiterbildungsveranstaltung sowie themenspezifische Austausche mit dem von der Artisana entsandten Helsana Verwaltungsrat, Vizepräsident Dr. Benedikt Koch, wie auch mit Vertretern des Helsana-Unternehmensgeschäfts bezüglich Präventionsmöglichkeiten im Bereich Betriebliche Gesundheit.
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Finanzen und Ausblick
Finanziell schloss die Stiftung das Jahr 2024 mit einem Gewinn von knapp 0.5 Mio. Franken ab. Nach den vorherigen zwei Jahren, in denen die Abschlüsse vom normalen Rahmen abwichen, bewegt sich die Artisana damit wieder in vertrauten Grössenordnungen. Die Jahresrechnung wurde durch die Gewerbetreuhand AG Bern revidiert.
Fokus 2025
Intern startete das Jahr 2025 mit einer Erweiterung des Stiftungsrats um zwei Persönlichkeiten mit breitem Erfahrungsschatz aus den Bereichen Betriebliche Gesundheit sowie Finanzen. Extern erhalten KMU-Verantwortliche in der Event-Reihe zum Thema «Gesunder Berufstolz» die Gelegenheit, in KMU-Talks und dem Netzwerkanlass mit Fachpersonen aus Praxis und Forschung diverse Aspekte wie Identitätsfindung, Wertschätzung für Beruf und Branche sowie Verbindung von Tradition und Innovation zu diskutieren. Weiter soll auch das Angebot der kostenlosen Standortbestimmung gezielt in interessierten Branchenverbände bekannt gemacht und umgesetzt werden. Im November schliesslich erfolgt wieder die Vergabe des 22. Artisana-Awards an der Synergy in Bern. Wer erhält ihn wohl dieses Jahr?