«Mit Teilzeit ist Sämi voll da.»

Welches Arbeitszeit-Modell für Sämi voll passt

Haben Sie Kinder, pflegebedürftige Eltern, Grosskinder, denen Sie Zeit schenken möchten, ein ambitioniertes Hobby oder ein zeitintensives Engagement in einem Verein oder politischen Amt? Das Leben hält verschiedene Herausforderungen und Überraschungen parat. Auch Ihre Mitarbeitenden pflegen unterschiedliche Lebensentwürfe. Das ist gut so. Bringt Verschiedenartigkeit doch erwiesenermassen mehr Innovation ins Unternehmen.

Die viel zitierte Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit (auch «Life-Domain-Balance» oder «Work-Life-Balance») ist eine Herausforderung für jeden Einzelnen, betrifft aber auch Arbeitgebende. Denn je unausgeglichener die persönliche Balance der Mitarbeitenden ist, desto mehr leiden Gesundheit, Motivation und Arbeitsleistung. Der flexible Umgang mit Arbeitszeiten und Arbeitsorten bringt einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil und positioniert Unternehmen als attraktive Arbeitgebende. 

Sanitärinstallateur Sämi Umbricht profitiert gleich doppelt von den unkonventionellen Möglichkeiten zur Arbeitszeitgestaltung in seinem Betrieb. Mit seinem 80-Prozent-Pensum startet er erst am Dienstag in die Arbeitswoche – den Montag verbringt er mit seinem Töchterchen. Weiter sind die Arbeitstage in der Kläy Haustechnik AG mit 8,75 Stunden länger als normal. Dafür ist im ganzen Betrieb am Freitagmittag Feierabend. Dies hat der Betrieb schon vor über 20 Jahren eingefügt. Laut den Betriebsverantwortlichen Thomas Kläy und Marco Schär bewährt sich dieses System. Der freie Nachmittag werde für Familie, Weiterbildung oder auch für private Termine bei Arzt, Zahnärztin oder Bank genutzt. Zu Beginn seien zwar etwas mehr Absprachen mit Kundschaft, Architekten und den übrigen Firmen auf der Baustelle nötig gewesen. Inzwischen sei der freie Freitagnachmittag im Umfeld bekannt. Auch ein Teilzeitpensum sei lediglich eine Frage der Organisation.
 

Der Fachkräftemangel verlangt nach flexiblen Arbeitsmodellen

Spätestens mit der Generation Y hat ein Wertewandel in Bezug auf die Gestaltung der Lebenszeit Einzug gehalten. Väter wollen mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen, Mütter erwerbstätig bleiben. Unsere Eltern werden älter und leben länger zu Hause, was bisweilen Fürsorge und Betreuung durch die jüngere Generation bedeutet. Viele möchten reisen, die Welt sehen, sich Auszeiten gönnen und flexibel agieren können. Und sie wollen eine existenzsichernde, sinnstiftende und kompetenzgerechte Tätigkeit ausüben.

Die Quadratur des Kreises? Flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte sind bei ihnen nicht möglich? Wagen Sie etwas Neues! Es lohnt sich – das zeigen Beispiel wie das Projekt Teilzeitförderung im Maler- und Gipsergewerbe oder die 4-Tage-Woche in der Gastronomie. Auch Massnahmen wie Jahresarbeitszeit, Gleitzeit, Homeoffice-Möglichkeit, Teilzeitarbeit, unkomplizierter Bezug von Betreuungstagen, Job-Sharing oder unbezahlter Urlaub bieten neue Perspektiven.

Werden Sie aktiv – und finden Sie im Gespräch mit Ihren Mitarbeitenden und Teams gemeinsame Lösungen.
 

Power durch Balance

Rita Buchli ist Unternehmensgründerin und Geschäftsführerin der Rita Buchli GmbH. Sie berät und unterstützt Firmen im Bereich Betriebliches Gesundheitsmanagement. Sie ist Mutter und Stiefmutter, war Führungskraft in Teilzeitanstellung und hat aus Vereinbarkeits-gründen ihre berufliche Situation radikal verändert.

Zum Thema Arbeitszeitgestaltung meint sie: «Auf die Balance zwischen den individuellen Bedürfnissen jedes Einzelnen und dem betrieblichen Rahmen kommt es an. Je flexibler und mutiger ein Betrieb, desto attraktiver und gesünder wird der Arbeitsplatz – und desto engagierter und langlebiger die Arbeitsbeziehung zum Mitarbeitenden.

Die Bedürfnisse der Mitarbeitenden können sich im Laufe des Lebens verändern. Deshalb braucht es immer wieder das Gespräch (zum Beispiel als Teil eines jährlichen Mitarbeitenden-Gesprächs oder durch offene Türen) und flexible, individuelle und rasche Lösungen innerhalb eines vorgegebenen Rahmens.

Neben den Strukturen ist die emotionale Unterstützung von zentraler Bedeutung. Den Führungspersonen kommt hier eine Schlüsselrolle zu. Entscheidend dabei: Offen sein für verschiedene Lebensmodelle und kreative, unkonventionelle Lösungen, Anteil nehmen und den Mitarbeitenden Vertrauen und Handlungsspielraum schenken.

Albert Einstein sagte es passend: «Um die Balance zu halten, musst du in Bewegung in bleiben.»

Als Lohn für diese Investition warten Engagement und Zufriedenheit der Mitarbeitenden sowie deren Verbundenheit und Loyalität mit dem Betrieb.

Rita Buchli
Geschäftsführerin
Rita Buchli GmbH

Standortbestimmung für lebensphasengerechte Lösungen

Es gibt Mitarbeitende, die getrauen sich nicht, über ihre Situation zu sprechen, oder nehmen Überlastungssituationen zu spät wahr – nämlich erst dann, wenn sie bereits krank geworden sind, einen Unfall fabriziert haben oder privat vor einem Scherbenhaufen stehen. Es ist deshalb hilfreich, als Unternehmen bereits präventiv einzugreifen. Eine Möglichkeit ist der Vereinbarkeitssimulator der Fachhochschule Ost.  (Vereinbarkeits-Simulator)

Die Auswertung dieses Fragebogens bildet eine gute Basis für ein Gespräch – etwa als Vorbereitung für ein jährliches Mitarbeitenden-Gespräch – oder zur Standortbestimmung für alle, die sich im Hamsterrad wähnen und eine Auslegeordnung zur Lösungsfindung machen möchten.

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