Besuch bei der E. Schellenberg Textildruck AG 

Die Firma E. Schellenberg Textildruck AG – kurz EST – hat in der Welt des Textildrucks einen angesehenen Namen. Als Pioniere in der Branche hat sich der Familienbetrieb unter der Leitung von Urs Schellenberg in der 3. Generation auf das Färben und Bedrucken von Maschen- und Webware spezialisiert. Mit künstlerischem Geschick und einem Team von etwa 120 engagierten Mitarbeitenden entstehen an ihrem Produktionsstandort in Fehraltorf im Kanton Zürich jedes Jahr mehr als 6 Millionen Meter Textilien, die an Unternehmen wie Calida, Zimmerli, ISA Bodywear, Schlossberg, Fischbacher, Schiesser, Hermès oder auch an Militärausrüster wie die armasuisse geliefert werden. Der Betrieb engagiert sich nicht nur im Bereich der Nachhaltigkeit (u.a. gemäss dem Prinzip cradle to cradle) sondern auch die Betriebliche Gesundheit liegen dem Geschäftsführer und seinem Führungsteam am Herzen.

 

Impressionen aus der E. Schellenberg Textildruck

 

Humor und offenes Ohr

Der Rundgang durch die zwei modernen Produktionshäuser, ausgestattet mit u.a. Färberei, Druckerei und Wäscherei zeigt, dass die Arbeit mit den grossen Maschinen und Textilien sowie mit den verschiedenen Farben und chemischen Stoffen Fachwissen und Konzentration und je nach Arbeitstätigkeit auch Kraft und Geschicklichkeit braucht. Die Zusammenarbeit in den Teams geht Hand in Hand und die Stimmung ist geschäftig aber nicht hektisch.

Produktionsleiter Philipp Hofer erklärt, dass er täglich durch die Produktionshallen geht und immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Mitarbeitenden hat. So fragt er beispielsweise nach, ob die kürzlich reparierte Maschine gut funktioniere oder wie es dem kranken Sohn zuhause geht. Auf diese Weise ist Hofer immer am Puls des Geschehens und kann schnell auf Schwierigkeiten reagieren. Und gleichzeitig ist auch immer mal wieder Zeit, um gemeinsam zu scherzen und zu lachen. Herausforderungen mit Humor sowie rasch und unkompliziert anpacken, das ist Philipp Hofers Motto.

 

Produktionsleiter Philipp Hofer

 

Schichtbetrieb und eigene Wohnungen

Bei der EST laufen die Maschinen rund um die Uhr. Dies wird über die Arbeit im Schichtbetrieb gewährleistet. So wird wochentags in drei Schichten (Früh-, Spät- und Nachtschicht) und an den Wochenenden jeweils vormittags gearbeitet. Wer in einer Woche in der Frühschicht von 6 bis 14 Uhr arbeitet, wechselt in der folgenden Woche zur Spätschicht von 14 bis 22 Uhr und umgekehrt. An den Wochenenden können die Mitarbeitenden der Produktion wählen, ob sie am Samstag oder Sonntag zusätzlich arbeiten kommen möchten. Die Nachtschicht wird separat von sehr erfahrenen Mitarbeitenden übernommen, welche sich ihr Leben so organisiert haben, dass sie z.B. nach dem nachgeholten Schlaf am Nachmittag Zeit für Familie und Freizeit haben.

Sowohl Geschäftsführer Urs Schellenberg als auch Produktionsleiter Philipp Hofer begegnen den herausfordernden Arbeitsbedingungen in der Produktion mit einer Kultur der Präsenz und Nähe. Und leben – indem sie z.B. am Sonntag um 6 Uhr den Dampfkessel jeweils selber einheizen – auch vor, dass es sich bei der EST nicht um einen „nullachtfünfzehn“ Betrieb handelt. Eine besondere Facette des Engagements für die Belegschaft zeigt sich in der Investition in Wohnmöglichkeiten in der unmittelbaren Umgebung der Firma. Der Besitz mehrerer Wohngebäude erlaubt, dass die  Mitarbeitenden nahe und bezahlbar wohnen können.

 

Waschanlage

 

Quereinstieg und Glacé

Die Belegschaft der EST ist sehr vielseitig zusammengesetzt was Spezialisierung, Geschlecht, Alter und Herkunft der Mitarbeitenden anbelangt. Viele Mitarbeitende sind bereits lange Jahre im Betrieb, die Firma ist in den letzten Jahren jedoch gewachsen und hat auch neue Arbeitsplätze geschaffen. Bei der EST werden sowohl hochspezialisierte Fachkräfte (z.B. aus dem Bereich Digitaldruck) angestellt und gefördert als auch unkonventionelle Karrieren und Quereinstiege unterstützt. So hat die Brasilianerin Carine Garcia letztes Jahr ihre Lehre als Textilpraktikerin EBA abgeschlossen, obwohl sie mit 40 Jahren bereits etwas älter ist als andere Lernende.

 

Carine Garcia bei Druckschablonen

 

Mit der SVA Zürich führt die EST zudem immer wieder IV-Arbeitsversuche durch, woraus bereits diverse längerfristige Anstellungen resultierten. Neu wird die EST zudem ab Sommer eine Lernende in der IV-gestützten Praktischen Ausbildung (PrA) nach INSOS ausbilden, womit zum ersten Mal eine PrA in der Schweizer Textilindustrie angeboten wird. Philipp Hofer sagt: «Unser Credo ist, dass wir uns für alle engagieren und ihnen eine Chance bieten, die interessiert sind und gerne arbeiten.» Die EST war 2023 denn auch Finalistin bei der Verleihung des This-Priis der SVA Zürich, welcher Unternehmen verliehen wird, die sich für die berufliche Integration von Menschen mit gesundheitlichem Handicap engagieren.

Der Besuch bei der Firma und die Gespräche mit Führung und Belegschaft zeigen: es ist die Freude an  schönen Stoffen, Mustern und Farben, aber auch die Faszination für komplexe Maschinen und chemische Prozesse, welche die Mitarbeitenden der EST täglich bei der Arbeit motiviert. Alles ist durchdacht, so wird u.a. die Abwärme der Maschinen zur Beheizung der umliegenden Gebäude genutzt. Im Sommer hingegen braucht es manchmal eher eine Kühlung. Da greift man auch bei der EST auf bewährte Mittel zurück: jede Menge Raketenglacés in den Kühlschränken der Produktionshallen.

 

Die besagte Glacé

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